Das gemeinsame Musizieren ist ein zentraler Bestandteil in der traditionellen, afrikanischen Religionsausübung. Beinahe in allen Religionen findet man eine Verbindung zwischen Musik und Gebet, doch reist man durch Afrika, fällt einem rasch auf, dass die Musik hier omnipräsent ist.
Die meisten alten, afrikanischen Religionen gehören zu der Familie der animistischen Glaubensrichtungen. Viele Völker konnten sich ihren ethnischen Glauben bis heute bewahren, sofern sie nicht von Missionaren christianisiert wurden.
Animismus – die Allbeseeltheit aller Wesen und Dinge
Der Kerngedanke des Animismus ist die Allbeseeltheit, der Glaube daran, dass alle Objekte und Subjekte der Natur vom Stein bis zum Elefanten eine eigene Seele haben. Die Grenzen zwischen der spirituellen und der materiellen Welt verschwimmen in der animistischen Vorstellung. Die Geister können sich frei im Diesseits bewegen und können bei den Zeremonien beispielsweise gerufen werden.
Im Gegensatz zu den theistischen Religionen gibt es keine Hierarchie, in der der Mensch die Krone der Schöpfung bildet und alle anderen Wesen und Gegenstände ihm untergeordnet sind. Im Animismus stehen sich alle Lebewesen wie auch die tote Materie über, in einem ewigen, natürlichen Kreislauf, in dem jeder seine Funktion übernimmt.
Die Musik spricht zu den Geistern
Durch die Musik kommunizieren die Lebenden mit den Toten und den Geistern der Natur. Diese Beschwörungen werden im Rahmen besonderer Ereignisse durchgeführt, wie einer Hochzeit, Beerdigung oder Geburt. Aber nicht nur soziale Ereignisse dienen als Grund für eine spirituelle Kontaktaufnahme. Auch der Jahreszyklus, die Dauer von Trocken- und Regenperioden, spielen in Befragungen eine wichtige Rolle. Innerhalb vieler Geisterzeremonien kommt es auch zu Opfergaben und Geschenken.
Ein gutes Verhältnis mit den Ahnen und Mutter Natur pflegen
Der Zweck der Zeremonien ist vorrangig, sich das Wohlwollen der Geister und der Ahnen zu sichern, damit der neue Lebensabschnitt von Glück begleitet wird. Die Lebenden können die Geister kontaktieren und ihnen ihren Wunsch mitteilen, indem sie ihre Nachrichten über die Musik übermitteln. Da Tanz und Musik so unzertrennlich sind, haben alle Tänze ihre eigene Botschaft und Bedeutung, so können unter anderem Hochzeits-, Liebes- und Willkommenstänze unterschieden werden.
Bei den Willkommenstänzen bringen Afrikaner ihre Freude über die Anwesenheit von Gästen zum Ausdruck. Die Art der Vorführung kann dem Betrachter Aufschluss darüber geben, welche Art von Respekt und wie viel Freude die Bewohner tatsächlich für den Besucher empfinden.